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Agrarwissen & Umweltschutz

Extremwetter und ihre Auswirkungen auf die Agrarwirtschaft

Extreme Wetterereignisse treten in Mitteleuropa immer häufiger und intensiver auf. Hitzewellen, Starkregen, Spätfrost und Dürreperioden stellen nicht nur kurzfristige Herausforderungen dar, sondern beeinflussen langfristig die Planbarkeit, Rentabilität und Nachhaltigkeit landwirtschaftlicher Betriebe. 

Die Folgen reichen von massiven Ernteausfällen über Tiergesundheitsprobleme bis hin zu strukturellen Schäden an Infrastruktur und Boden. Der Klimawandel verschärft diese Entwicklungen und zwingt Landwirte zunehmend dazu, risikomindernde Strategien zu entwickeln und umzusetzen.

Extremwetter als Herausforderung für die Landwirtschaft

Extreme Wetterlagen beeinflussen landwirtschaftliche Betriebe in Mitteleuropa zunehmend – besonders in der Vegetationsperiode. In den letzten 30 Jahren ist die Zahl der Extremwettertage laut dem Deutschen Wetterdienst (DWD) deutlich gestiegen. Häufige Dürreperioden zwischen Mai und August, starke Niederschläge im Frühjahr und Herbst sowie milde Winter mit hohem Spätfrostrisiko erschweren die Produktionsbedingungen erheblich.

Dürre führt dazu, dass der Boden nicht mehr genügend Wasser speichern kann. Wenn die nutzbare Feldkapazität unterschritten wird, sinken die Erträge bei Kulturen wie Mais oder Getreide teils um bis zu 50 Prozent. Auf Hanglagen können starke Regenfälle mit mehr als 20 Millimetern pro Stunde erhebliche Bodenerosion verursachen. Dabei gehen nicht nur Bodenstrukturen verloren, sondern es werden auch Nährstoffe wie Stickstoff ausgewaschen – mit Verlusten von bis zu 40 Kilogramm pro Hektar.

Ein weiteres Risiko sind Spätfröste im Frühjahr. Temperaturen unter minus zwei Grad Celsius während der Blütephase können beispielsweise im Obst- und Weinbau zu massiven Ausfällen führen. In einigen Regionen wurden Rebenverluste von bis zu 70 Prozent dokumentiert.

Auch die Tierhaltung bleibt nicht verschont. Hitzestress bei Milchkühen tritt bereits ab einem Temperature-Humidity-Index (THI) von 68 auf. Die Tiere nehmen weniger Futter auf, was zu Leistungsabfällen von bis zu 20 Prozent führen kann. Zusätzlich steigt der Wasserbedarf während Hitzeperioden deutlich an – auf bis zu 120 Liter pro Großvieheinheit (GVE) und Tag. Solche Belastungen wirken sich nicht nur auf das Tierwohl aus, sondern beeinträchtigen auch die wirtschaftliche Stabilität der Betriebe.

Schutz und Anpassung von Infrastruktur: Rundbogenhallen

Um auf zunehmende Wetterextreme zu reagieren, gewinnen stabile und wetterfeste Bauformen in der Landwirtschaft an Bedeutung. Eine bewährte Lösung ist die Rundbogenhalle für die Landwirtschaft, die sich durch hohe Belastbarkeit und flexible Einsatzmöglichkeiten auszeichnet.

Dank ihrer bogenförmigen Konstruktion verteilt sich Wind- und Schneelast gleichmäßig auf das gesamte Bauwerk. Dadurch bleibt die Halle auch bei Sturm oder starkem Schneefall stabil. Im Gegensatz zu konventionellen Hallen bietet sie weniger Angriffsfläche für Windböen – ein klarer Vorteil in Regionen mit häufigen Extremwettereinflüssen.

Die Einsatzbereiche sind vielfältig: Rundbogenhallen dienen als Lager für Getreide oder Futtermittel, als Unterstand für empfindliche Maschinen oder auch als belüftbare Tierunterkunft. Besonders in regenreichen Zeiten schützt die Halle die gelagerten Materialien vor Feuchtigkeit und Schimmelbildung. Maschinen, deren Elektronik empfindlich auf Nässe oder UV-Strahlung reagiert, bleiben vor Korrosion geschützt. Mit zusätzlichen Seitenöffnungen und Schattierungsnetzen lassen sich die Hallen auch kurzfristig als Stallfläche nutzen – etwa bei Hitzeperioden.

Die Investitionskosten bewegen sich je nach Ausführung zwischen 80 und 120 Euro pro Quadratmeter. Für eine wirtschaftlich sinnvolle Planung müssen die örtlichen Schneelastzonen, ein solides Verankerungssystem (zum Beispiel Bodenanker oder Fundamentplatten) sowie ein effektives Drainagekonzept berücksichtigt werden. 

Wer die Investition mit möglichen Schäden durch Ernteverluste vergleicht, erkennt schnell das Potenzial: Bereits der Ausfall von fünf Prozent der Ernte kann bei einem Preis von 75 Euro pro Tonne und einem durchschnittlichen Ertrag von fünf Tonnen pro Hektar einen Verlust von 375 Euro pro Hektar bedeuten.

Insgesamt bieten Rundbogenhallen eine robuste, wirtschaftlich kalkulierbare Möglichkeit, um den Betrieb wetterunabhängiger aufzustellen und die Produktionssicherheit dauerhaft zu erhöhen.

Auswirkungen von Hitzewellen auf Pflanzen und Tiere

Hitzewellen zählen zu den häufigsten Extremereignissen und wirken unmittelbar auf Ertrag, Tiergesundheit und Arbeitsorganisation.

Kurzüberblick:

  • Besonders betroffen: Mais, Kartoffeln, Kürbis; Milchkühe und Geflügel.
  • Schwellenwerte: Hitzestress bei Rindern ab THI ≥ 68, kritisch ab THI > 72.
  • Sofortmaßnahmen: Fütterung in kühlen Tageszeiten, Vernebelung/Ventilation, Elektrolyte, gesicherte Trinkwassermengen.
  • Pflanzenmaßnahmen: Hitzetolerante Sorten, Mulchsaat, Tropfbewässerung (≈ 1–2 mm/h).

Steigende Temperaturen beschleunigen die Entwicklung vieler Kulturen und verkürzen die Kornfüllungsphase. Das drückt das Tausendkorngewicht und mindert die Erträge, besonders bei hitze- und trockenheitssensiblen Arten wie Mais, Kartoffeln und Kürbis. Wirksam sind robuste Sorten mit tiefer Wurzelbildung, weil sie länger Wasser aus tieferen Bodenschichten erschließen. 

Mulchsaat reduziert die Verdunstung, stabilisiert die Bodenstruktur und verbessert die Wasserhaltefähigkeit. Präzise Tropfbewässerung mit etwa ein bis zwei Millimetern pro Stunde bringt Wasser direkt an die Wurzelzone und verringert Verluste durch Verdunstung und Abfluss.

In der Tierhaltung dient der Temperature-Humidity-Index (THI) als objektiver Maßstab für Hitzestress:


THI = (1.8 × T + 32) − (0.55 − 0.0055 × RH) × (1.8 × T − 26)
(T in °C, RH in % relativer Luftfeuchte). 

Ab THI 68 steigt das Risiko für Leistungsabfall, ab >72 drohen gesundheitliche Beeinträchtigungen. In der Praxis bewährt sich die Fütterung in den kühlen Morgen- und Abendstunden, ergänzt um eine konsequente Ventilation und, wo verfügbar, Hochdruck-Vernebelung. 

Diese Maßnahmen können die empfundene Hitzebelastung im Stall um bis zu 5–8 THI-Punkte senken. Zusätzlich stabilisieren Elektrolytzusätze den Wasser- und Mineralhaushalt. Ein gesichertes Tränkesystem mit hohen Durchflussraten und schattierte Ruhebereiche mindern Stress und halten die Leistung stabil.

Starkregen und Überschwemmungen

Heftige Niederschläge belasten Böden und Infrastruktur zugleich: Erosion, Vernässung und technische Ausfälle treten oft gemeinsam auf.

Kurzüberblick:

  • Häufigkeit: Starkregen >30 mm/h laut DWD im Mittel 2–5× pro Jahr.
  • Folgen: Oberflächenabfluss, Bodenabtrag bis 10 t/ha, Vernässung, Wurzelfäulnis.
  • Feldmaßnahmen: Mulchsaat (≥30 % Bedeckung), Konturbearbeitung quer zum Hang, begrünte Pufferstreifen.
  • Infrastruktur: Erhöhte Lagerung, Entwässerung mit Rückstausicherung, Blitzschutz, Pumpen mit Notstrom.

Starkregen erhöht den Oberflächenabfluss, der Bodenpartikel löst und nährstoffreiche Feinanteile abschwemmt. Auf geneigten Flächen können so bis zu 10 Tonnen Boden pro Hektar verloren gehen. Vernässte Bereiche kippen schnell in anaerobe Bedingungen, die Wurzelfäulnis begünstigen und die Nährstoffaufnahme behindern. 

Dem lässt sich entgegenwirken, wenn die Bodenoberfläche ganzjährig möglichst bedeckt bleibt: Mulchsaat mit mindestens 30 % Bodenbedeckung bremst die Fließgeschwindigkeit, verbessert die Infiltration und schützt vor Verschlämmung. Das Bearbeiten quer zum Hang unterbricht Abflussbahnen, während begrünte Pufferstreifen am Hangfuß Partikel zurückhalten und Wasser bremsen.

Parallel ist die Betriebstechnik zu sichern. Getreide und empfindliche Betriebsmittel gehören auf erhöhte, trockene Flächen mit tragfähigem Betonboden oder ins Hochregal. Entwässerungsrinnen mit Rückstausicherung verhindern das Eindringen von Wasser in Lager- und Technikräume. 

Ein kombinierter Schutz aus Blitzschutzanlage und Pumpen, die über Notstrom laufen, hält die Funktionsfähigkeit auch bei Stromausfall aufrecht. Wo Drainagen vorhanden sind, sollten sie regelmäßig gespült und auf ausreichende Leistungsfähigkeit geprüft werden; verstopfte Systeme verschärfen Vernässungsschäden.

Spätfroste und ihre Folgen

Spätfröste treffen Kulturen oft nach milder Witterung, wenn Knospen, Blüten oder Jungtriebe bereits empfindlich sind.

Kurzüberblick:

  • Risikosituation: Früher Austrieb nach mildem Winter, Kaltlufteinbrüche im April/Mai.
  • Schadschwellen: Apfelblüte ab −1,5 °C, Reben im Austrieb ab −0,5 °C.
  • Optionen: Frostschutzberegnung (2–3 mm/h), Windmaschinen bei Inversion, spät austreibende Sorten, Lagen mit Kaltluftabfluss.

Wenn die Vegetation vorangeschritten ist, reichen wenige Stunden Kälte aus, um erhebliche Schäden zu verursachen. In der Obst- und Weinwirtschaft sind Schadgrenzen gut untersucht: Bereits −1,5 °C können die Apfelblüte schädigen, bei Reben führt −0,5 °C im frühen Austrieb zu Ausfällen. Die Frostschutzberegnung ist eine zentrale Maßnahme, weil beim Gefrieren Wärme frei wird, die die Gewebetemperatur stabil hält. Dafür sind kontinuierlich 2–3 mm Wasser pro Stunde nötig, rechtzeitig gestartet (um 0 °C) und erst beendet, wenn die Eisbildung sicher abgeschlossen ist. Wo Wasser begrenzt ist, kommen Windmaschinen infrage, sofern eine Temperaturinversion vorliegt; sie mischen wärmere Luft aus höheren Schichten ein und heben die Temperatur in Bodennähe an.

Langfristig verringern spät austreibende Sorten das Risiko, ebenso Standorte mit zuverlässigem Kaltluftabfluss oder leichter Hanglage. Ergänzend hilft ein konsequentes Bestandsmonitoring mit Temperatur-Loggern in Knospenhöhe, um Entscheidungen zur Beregnung oder zum Maschineneinsatz belastbar zu treffen. In Anlagen mit hoher Frostgefährdung lohnt sich die Kombination mehrerer Ansätze, etwa kleinere, gut steuerbare Beregnungssektoren plus mobile Windmaschinen, um Wasserbedarf und Wirksamkeit auszubalancieren.

Ökonomische Folgen für die Agrarbetriebe

Auch wirtschaftlich hinterlassen Extremwetter und Anpassungsdruck deutliche Spuren: Kosten steigen, Erträge schwanken stärker, Investitionen müssen klug priorisiert werden.

Kurzüberblick:

  • Kostenblöcke: Bewässerung +30–50 €/ha (Trockengebiete), Versicherungsprämien +5–10 %/Jahr, Mehrausgaben für Schutzbauten, Technik, Beratung.
  • Liquidität: Diversifizierung (z. B. Ackerbau + Agri-PV), Fördermittelnutzung (GAK/Klimaanpassung), Kooperationen für Technik- und Lagergemeinschaften.
  • Controlling: Schadens- und Präventionskosten gegeneinander rechnen (CAPEX/OPEX, Amortisation, Cashflow).

Extremwetter erhöht variable und fixe Kosten gleichzeitig. In trockenen Regionen verteuern zusätzliche Beregnungsfahrten die Produktion schnell um 30 bis 50 Euro je Hektar, während Versicherer auf häufigere Schadenereignisse mit jährlichen Prämienanstiegen von 5 bis 10 Prozent reagieren. Parallel entstehen Investitionsbedarfe: witterungsfeste Lager, verbesserte Belüftung, Drainage, Mess- und Warntechnik. 

Diese Maßnahmen sind betriebswirtschaftlich sinnvoll, wenn die vermeidbaren Verluste (z. B. Futterverderb, Ernte- und Qualitätsminderungen, Maschinenstillstand) die jährliche Kapitalbindung und laufende Kosten übersteigen. Für die Bewertung hat sich eine einfache Amortisationsrechnung bewährt, die Einsparungen, Prämienvorteile und geringere Ausfallrisiken einbezieht.

Für die Liquiditätssicherung gilt: Ertragsschwankungen lassen sich durch Diversifizierung dämpfen, etwa die Kombination aus Ackerbau und Agri-Photovoltaik auf Dach- oder Freiflächen, sofern rechtlich und standörtlich möglich. Kooperationen mit Nachbarbetrieben senken Spitzeninvestitionen in Technik (z. B. Pumpen, Windmaschinen, mobile Trocknung) und reduzieren Fixkosten. 

Förderfähige Vorhaben sollten systematisch geprüft werden, da Zuschüsse Eigenkapital schonen und die Amortisationszeit verkürzen. Zudem helfen Rollierende Liquiditätspläne mit Wetter- und Preis-Szenarien, Kreditlinien rechtzeitig zu dimensionieren und Beschaffung sowie Vermarktung an erwartete Risiken anzupassen.

Politische und gesellschaftliche Rahmenbedingungen

Regulatorische Programme und Wissensangebote liefern Hebel, um Anpassungen schneller und wirtschaftlicher umzusetzen.

Kurzüberblick:

  • Förderkulisse: GAP 2023–27 (Eco-Schemes für Zwischenfrucht, Agroforst, Extensivierung), BMEL-Programm Klimaanpassung (bis 40 % Zuschuss für Investitionen).
  • Beratung & Wissen: Landwirtschaftskammern, Ökoringe, regionale Beratungsnetze.
  • Praxis-Tools: UFZ-Dürremonitor, DWD-Agrarwetter, Bodenviewer, THI-Rechner – für Planung, Monitoring, Entscheidungen.

Im Rahmen der GAP 2023–27 honorieren Eco-Schemes Maßnahmen wie Zwischenfruchtanbau, Agroforstsysteme oder extensivere Flächennutzung. Diese Ansätze stärken die Resilienz, weil sie Wasser halten, Erosion mindern und die Bodengesundheit verbessern. 

Ergänzend unterstützt das Bundesprogramm Klimaanpassung in der Landwirtschaft (BMEL) Investitionen in Infrastruktur und Technik – mit Zuschussquoten bis 40 % je nach Vorhaben und Förderlinie. Für Betriebe reduziert das die Eigenmittelbelastung und beschleunigt Anpassungsprojekte.

Entscheidend ist der Wissenstransfer. Landwirtschaftskammern, Ökoringe und Beratungsnetzwerke bieten Fortbildungen zu standortangepassten Systemen, Wassermanagement, Erosionsschutz und Stallklima. 

Im Alltag erleichtern digitale Tools die Steuerung: 

  • Der UFZ-Dürremonitor zeigt Bodenfeuchteentwicklungen, 
  • das DWD-Agrarwetter liefert belastbare Kurz- und Mittelfristprognosen, 
  • der Bodenviewer unterstützt bei Standort- und Drainagefragen, 
  • und THI-Rechner helfen, Hitzelasten in der Tierhaltung frühzeitig zu erkennen. 

Werden diese Informationen in Betriebsroutinen integriert – etwa wöchentliche Risiko-Checks, Schlagpläne mit Wetterschwellen, Wartungszyklen für Entwässerung und Belüftung – steigen die Wirksamkeit der Maßnahmen und die Planbarkeit im Jahresverlauf.

Fazit

Extremwetterereignisse sind kein Zukunftsszenario, sondern realer Bestandteil des landwirtschaftlichen Alltags. Die Anpassung an diese neuen Realitäten erfordert fundiertes Risikomanagement, gezielte Investitionen und eine strategische Betriebsentwicklung.

Von hitzeresistenten Sorten über witterungsfeste Infrastrukturen bis hin zu regional abgestimmten Schutzkonzepten stehen der Landwirtschaft zahlreiche Werkzeuge zur Verfügung – vorausgesetzt, sie werden bewusst geplant und durch politische Rahmenbedingungen unterstützt. Die resiliente Landwirtschaft ist nicht nur ökologisch notwendig, sondern wirtschaftlich unverzichtbar.

Über den Autor: Matthias Wanninger

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Matthias Wanninger ist bei Rundhelden der Experte für modulare Rundbogenhallen, Weidezelte und Überdachungslösungen. Mit seiner langjährigen Erfahrung in der Landwirtschaft und im Hallenbau weiß er genau, worauf es bei praxisnahen, robusten und flexiblen Konstruktionen ankommt. Sein Ziel ist es, Landwirten, Unternehmen und Privatkunden langlebige Lösungen zu bieten, die optimal auf ihre Bedürfnisse zugeschnitten sind und gleichzeitig eine wirtschaftliche Investition darstellen.

 

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